Wissenswertes über Empfängnisverhütung

Empfängnisverhütung1.Wann ist ein Verhütungsmittel wirklich sicher?

Wenn man von Verhütungsmitteln, wie beispielsweise der Antibabypille oder dem Kondom spricht, fällt häufig der Begriff sicheres Verhütungsmittel. Doch was bedeutet dieses sicher überhaupt? Und was bedeutet dann im Umkehrschluss unsicher? Die Sicherheit von Verhütungsmitteln wird mit dem sogenannten Pearl-Index bestimmt, der vom US-amerikanischen Biologen Raymond Pearl (1879-1940) eingeführt wurde. Alles, was Sie bezüglich des Pearl-Index wissen müssen und welches Verhütungsmittel welchen Wert hat, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist der Pearl-Index?

Grundsätzlich beschreibt der Pearl-Index das Maß der Wirksamkeit bzw. Zuverlässigkeit von verschiedenen Verhütungsmethoden. Beim Pearl-Index geht man von einer sexuell aktiven Frau aus, die immer eine bestimmte Verhütungsmethode verwendet. Der Pearl-Index gibt dabei an, wie viele Frauen trotz der Verwendung des Verhütungsmittels innerhalb eines Jahres schwanger werden. Das heißt also, je niedriger der Pearl-Index ist, desto sicherer ist das Verhütungsmittel.

Die Rechnung erfolgt dabei wie folgt:

Pearl-Index = (Anzahl der Schwangerschaften / Anzahl der Frauen) * (12 / Anwendungsmonate) * 100

Pearl-Index von verschiedenen Verhütungsmethoden

Damit Sie ein Gefühl dafür bekommen, welche Werte als sicher gewertet werden können, listen wir im Folgenden eine kleine Tabelle für Sie auf:

  • Hormonspirale: 0,16
  • Antibabypille: 0,1-0,9
  • Depotspritze: 0,3-0,88
  • Mini-Antibabypille: 0,5-3
  • Verhütungspflaster: 0,72-0,9
  • Hormonimplantat: 0-0,08
  • Kondom: 2-12
  • Coitus interruptus: 4-18

Weitere Verwendungszwecke des Pearl-Index

Der Pearl-Index spielt allerdings nicht nur bei der Bestimmung der Sicherheit verschiedenster Verhütungsmittel eine Rolle, sondern auch bei der Bestimmung der Fruchtbarkeit einer Frau.

Die Fruchtbarkeit kann bestimmt werden, wenn das Sexleben regelmäßig und aktiv erfolgt, dabei allerdings keinerlei Verhütungsmittel zum Einsatz kommen. Bei 20-jährigen Frauen, die in der Blüte ihrer Sexualität sind, beträgt der Pearl-Index im Durchschnitt 85. Im Laufe des Lebens sinkt dieser Wert, bis schließlich die Wechseljahre einsetzen und er auf 0 herab sinkt.

Wie zuverlässig ist der Pearl-Index?

Bei der Berechnung des Pearl-Index werden viele Parameter außer Acht gelassen, wie beispielsweise individuelle Fehler bei der Anwendung des Verhütungsmittels. Je nach Studie kann der Wert stark schwanken. Wenn beispielsweise ein neues Verhütungsmittel auf den Markt kommt, dieses in einer Studie beobachtet wird und man extra darauf achtet, dass das Verhütungsmittel richtig angewendet wird, dann liegt der Pearl-Index natürlich niedriger als in Natura.

Trotzdem kann er auf lange Sicht gesehen als guter Indikator für die Sicherheit von Verhütungsmethoden angesehen werden.

2.Coitus Interruptus immer beliebter?

Der Coitus Interruptus bezeichnet die Methode einer natürlichen Empfängnisverhütung, bei der der Penis vor der Ejakulation aus der Vagina herausgezogen wird. Es handelt sich dabei um eine sehr altertümliche Form der Verhütung, die extrem unsicher ist und eigentlich bereits als ausgestorben galt. Doch scheinbar feiert der Coitus Interruptus in den letzten Jahren ein Comeback, da er wieder beliebter und verbreiteter geworden ist. Wieso die Verhütungsmethode so unsicher und niemandem zu empfehlen ist, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Aktuelle Studien

In den USA wurden 2.200 Frauen zwischen 15 und 24 Jahren gefragt, ob Sie jemals mittels eine Coitus Interruptus verhütet haben. Die erschreckende Antwort: Insgesamt 31% der Frauen konnten die Frage mit Ja beantwortet. Die Unsicherheit der Verhütungsmethode beweist die Zahl der Frauen, die ungewollt schwanger wurden, nämlich 21%.

In Deutschland hingegen scheint Aufklärung besser zu funktionieren, da bei uns der Coitus Interruptus auf einem der letzten Plätze in der Hitliste der beliebtesten Verhütungsmittel gelandet ist.

Warum ist der Coitus Interruptus so unsicher?

Ein unwissender Mensch könnte meinen, dass die Verhütungsmethode doch recht sicher sei, da der Samen nicht in der Frau abgefeuert wird. Es wird jedoch oft vergessen, dass auch bereits in den sogenannten Lusttröpfchen, die bei der ersten Erregung vom Penis abgesondert werden, funktionstüchtige Spermien enthalten sein können. Diese reichen bereits aus, um eine Schwangerschaft auszulösen.

Des Weiteren ist die Verhütungsmethode so unsicher, da die wenigsten Menschen ihr Verhalten aktiv steuern können, wenn sie kurz vor einem Orgasmus stehen. In diesem Moment ist es einem egal, wo der Samen landet, solange die Bewegung weitergeht und der Orgasmus zu einem Höhepunkt getrieben wird.

Welche Methoden sind am sichersten?

Im Gegensatz zum Coitus Interruptus, sind die Antibabypille und das Kondom die sichersten Verhütungsmethoden. Benutzt man diese beiden Präparate in Kombination, kann man sich sicher sein, dass es zu keiner ungewollten Schwangerschaft kommen kann.

Was tun, wenn man ungewollt schwanger wird?

Wenn man sich bereits nach dem Geschlechtsverkehr sicher ist, dass man eventuell schwanger werden könnte, dann sollte man sich die Pille Danach besorgen. Diese kann bis zu 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden und verhindert eine Schwangerschaft. Hier gilt: Je schneller die Pille Danach eingenommen wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie funktioniert.

3.Samenleiterventil: Neue Verhütungsmethode für den Mann?

Wenn man an die Entwicklung von neuen Verhütungsmethoden denkt, denkt man meist an riesige, weltweit agierende Pharmaunternehmen, die viele Millionen Euro in die Entwicklung neuer Verhütungsmittel investieren und damit über Jahrzehnte hinweg mehrere Milliarden Euro Gewinne erzielen.

Die Geschichte von Clemens Bimek, einem deutschen Tischler, zeigt allerdings, dass man kein großes Pharmaunternehmen sein muss, um auf dem Markt für Verhütungsmittel Fuß fassen zu können.

Bimek plant seit rund 17 Jahren ein Samenleiterventil, mit dem Verhütung auf Knopfdruck möglich werden soll. Er selbst trägt bereits ein solches Ventil in sich und verhütet damit erfolgreich. Im Jahr 2016 soll die erste größer angelegte Studie mit 25 Probanden starten, um zu testen, ob das Samenleiterventil auch für die große Masse geeignet ist.

Steht der Welt der Verhütungsmittel eine Revolution bevor? Wir sind dieser Frage auf den Grund gegangen.

Wie kam Clemens Bimek auf die Idee des Samenleiterventils?

Der Möbeltischlermeister saß kurz vor der Jahrtausendwende nach einem harten Arbeitstag vor dem Fernseher und sah sich eine Dokumentation über Verhütungsmittel an.

Es ging dabei um die männliche Anatomie beim Samenerguss, bei der die befruchtungsfähigen Spermien in den Hoden gebildet, über die Samenleiter transportiert und dann mit dem Ejakulat aus der Prostata vermischt werden.

Dabei war außerdem von der Vasektomie die Rede, bei der die Samenleiter entweder komplett durchtrennt oder lediglich abgeknotet werden. Somit wird verhindert, dass die Spermien ins Ejakulat gelangen. Der Mann wird zeugungsunfähig. Da das Ejakulat allerdings den größten Teil des Samenergusses ausmacht, bleibt physiologisch auch nach der Vasektomie alles beim Alten. Man schießt allerdings nur noch mit „Platzpatronen„, wie man umgangssprachlich so schön sagt.

Da Handwerker meist recht praktisch veranlagt sind, dachte Bimek sich, wieso man nicht einfach ein Ventil an den Samenleitern platziert, sodass die Spermien wahlweise hindurchkommen oder abgeschottet werden. Auf diese Weise könnte man spontan entscheiden, ob man verhüten möchte oder nicht.

Die Idee schwirrte Bimek eine Weile im Kopf herum, bis er beim Berliner Patentamt vorbeischaute und nachhorchte, ob sich diese Idee bereits jemand hat patentieren lassen. Die Antwort lautete „nein„.

Von der Idee zur Umsetzung

Da Clemens Bimek sich zuvor nur mit Tischlereien beschäftigt hat, musste er sich zuerst einmal in die Materie einarbeiten, fragte viele Ärzte um Rat und informierte sich bei verschiedenen Medizintechnikunternehmen über entsprechende Möglichkeiten, Materialien usw. Oftmals wurde seine Idee lediglich belächelt, einige Male erhielt er jedoch auch Zuspruch von Ärzten und sonstigen Experten.

Eines Tages fragte er sogar in der Pathologie an, ob er nicht die Samenleiter eines Toten bekommen könnte, um erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Diese Anfrage wurde allerdings zurückgewiesen.

Im Jahr 2000 meldete Bimek ein entsprechendes Patent an. Das Samenleiterventil wurde hierbei als „Absperrvorrichtung zur Kontrazeption zur Anwendung beim Mann“ bezeichnet.

Über das Samenleiterventil

Das Samenleiterventil wiegt zwei Gramm, hat die Größe eines Gummibärchens und soll zu keinerlei Nebenwirkungen beim Mann führen. Man soll das Ventil nicht einmal spüren, wenn man es eingesetzt bekommen hat.

Eingesetzt wird das Samenleiterventil in einer halbstündigen Operation. Danach kann der Mann nach Lust und Laune bestimmen, ob das Ventil offen oder geschlossen ist. Somit ist er wahlweise zeugungsfähig bzw. zeugungsunfähig.

Aktuell kostet das Samenleiterventil rund 3.000 Euro, wobei sich der Preis senken dürfte, wenn sich das Verhütungsmittel erst einmal durchsetzt. Außerdem rechnet sich der Einsatz des Ventils auf Dauer, da dieses ein Leben lang halten soll und man nun kein Geld mehr für die Antibabypille und Co ausgeben muss.

Eine Ausnahme bildet hierbei natürlich das altbewährte Kondom, das als einziges Verhütungsmittel auch vor der Übertragung von Geschlechtskrankheiten schützt.

Wird das Verhütungsmittel bereits eingesetzt?

Von einer weiten Verbreitung kann man nicht gerade sprechen. Lediglich der Erfinder selbst – Clemens Bimek – benutzt das Samenleiterventil zur Zeit. Es brauchte vier Operationen, um die Ventile so zu platzieren, dass sie funktionieren und nicht stören.

Die Spermiogramme sehen vielversprechend aus: Laut ihnen kann der Benutzer tatsächlich effektiv mit Hilfe des Samenleiterventils verhüten bzw. die Verhütung spontan wieder aufheben.

Die großen Vorteile des Samenleiterventils

Das Samenleiterventil von Clemens Bimek bietet seinem Benutzer zahlreiche Vorteile:

Keine Hormone nötig

Ein Eingriff in den Hormonhaushalt des Organismus ist immer eine heikle Sache. Es kann zu zahlreichen Nebenwirkungen und sogar zu Verhaltensänderungen kommen. Das Samenleiterventil hingegen funktioniert rein mechanisch, sodass keine Hormone benötigt werden. So wird nicht nur der Organismus geschützt, sondern auch die Umwelt, die durch die Hormone im Abwasser in den letzten Jahren arg mitgenommen wurde.

Verhütung wird zur Männersache

Sehr viele Frauen beschweren sich darüber, dass Verhütung einzig und alleine von ihnen abhinge. Die Antibabypille gibt es schließlich bisher nur für Frauen und stellt eines der einfachsten und effektivsten Verhütungsmittel dar. Wenn sich das Samenleiterventil allerdings durchsetzt, haben Männer keine Ausrede mehr, sich selbst um die Verhütung zu kümmern.

Verhütung wird extrem einfach

Das Samenleiterventil muss nur aktiviert oder deaktiviert werden. Man muss an keine Pille denken und auch das lästige Kondom muss nicht übergestreift werden – zumindest, wenn man seine Partnerin kennt.

Kritikpunkte

Es hat schon seine Gründe, dass das Samenleiterventil noch nicht standardmäßig benutzt wird:

Abstoßung möglich

Es kann passieren, dass der Körper das Samenleiterventil abstößt. Bei Bimek ist dies bisher nicht der Fall gewesen. Er hat darauf Wert gelegt, dass lediglich Materialien verwendet werden, die normalerweise nicht vom Körper abgestoßen werden.

Narbenbildung und Undurchlässigkeit

Außerdem sind manche Experten der Meinung, dass die Samenleiterventile die Samenleiter beschädigen und es somit zur Narbenbildung kommen könnte. Narben würden die Samenleiter allerdings zuschwellen lassen, sodass der Mann dauerhaft impotent werden könnte. Ähnliches gilt für die Durchlässigkeit der Ventile: Wenn sie lange Zeit nicht benutzt werden, könnte es passieren, dass sie verkleben und wieder entfernt werden müssen.

Der Weg bis zur Markteinführung ist lang und steinig

Natürlich kann Clemens Bimek sein Produkt nicht einfach so auf Amazon und Co anbieten. Es bedarf vieler medizinischer Studien, die den Nutzen des Verhütungsmittel beweisen und zeigen sollen, dass die Kritikpunkte nicht gerechtfertigt sind. Für solche Studien benötigt man willige Probanden und viel Zeit, um Langzeitfolgen zu überprüfen.

Problematisch ist außerdem, dass Verhütung ein Luxusproblem ist. Für eine Zulassung müssen die Produkte sehr sicher sein und lediglich ein geringes Risiko aufweisen. Würde es sich um ein Produkt handeln, das eine schwere Krankheit behandeln soll, für die es bisher noch keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt, sähe die Sache sicherlich anders aus.

Im Jahr 2016 möchte Bimek sein Samenleiterventil allerdings an 25 Männern testen und somit die erste Studie durchführen. Probanden gibt es genügend: Auf den ersten Aufruf haben sich über 200 Männer gemeldet.

Es gibt jedoch eine große Hürde: Von der ersten Studie bis hin zur Markteinführung werden rund 5 Millionen Euro benötigt. Dieses Geld muss Bimek erst einmal auftreiben.

Wenn alles glatt geht und das Samenleiterventil zum frühesten Zeitpunkt (2018) auf den Markt kommt, handelt es sich allerdings mit Sicherheit um eine revolutionäre Behandlungsmethode, die es mit den bisherigen Platzhirschen (Antibabypille und Kondom) aufnehmen könnte.

4.Mini-Kondom die Zukunft der Verhütung?

Kondome sind – neben der Antibabypille – das sicherste Verhütungsmittel. In Kombination eingesetzt sorgen die beiden Verhütungsmethoden für eine 100-prozentige Sicherheit, sodass sich schon enorme Zufälle ereignen müssten, damit es zu einer Schwangerschaft käme.

Das Problem: Viele Männer und Frauen verzichten viel zu häufig auf den Schutz vor Geschlechtskrankheiten, da sich Kondome ihrer Meinung nach nicht gefühlsecht anfühlen. Sie gehen dabei ein enormes Risiko ein, da Bakterien und Viren so Tür und Tor geöffnet werden und Krankheiten wie HIV, Herpes oder Hepatitis ohne Barriere ausgetauscht werden können. Das ist insbesondere dann ein Problem, wenn man den Bettpartner noch nicht so gut kennt oder er gar ein Fremder ist.

Die Lösung soll ein neu entwickeltes Mini-Kondom, das auf den Namen Galactic Cap hört, bringen. Handelt es sich dabei um ein ernstzunehmendes neues Verhütungsmittel oder um eine Schnapsidee?

Über das Mini-Kondom Galactic Cap

Wie der Name bereits suggeriert, wird das Mini-Kondom nur über die Eichel bzw. die Spitze des Penis gezogen. Der Schaft bleibt also komplett unbedeckt. Das Galactic Cap besteht aus zwei verschiedenen Teilen und soll angeblich mehrere Tage lang benutzbar sein.

Das Mini-Kondom ist so aufgebaut, dass es zuverlässig den Samen auffängt, sodass dieser nicht in die Vagina der Frau gelangen kann. Es besteht aus einem U-förmigen Klebefilm und einer Kappe. Der Klebefilm kann bereits vor dem Sex aufgetragen werden, ist wasserabweisend und man kann sogar vorher damit duschen bzw. baden. In der Mitte befindet sich ein Loch, sodass auch das Wasserlassen noch möglich ist. Dort, wo sich das Loch befindet, wird kurz vor dem Sex dann die Kappe aufgesetzt, damit die Eichel komplett versiegelt ist.